Reisebericht »Cols et Gorges«

Autor + Bilder: © Detlef Teichmann
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Südfrankreich!

Seealpen, die höchsten Pässe Europas, der Grand Canyon du Verdon, Nizza!

Wie viele Jahre hatte ich immer wieder den sehnlichen Wunsch, dieses Gebiet für mich motorradtechnisch zu erschließen!

Und wieviele Jahre immer wieder Bedenken: »Excusez-moi. Je ne parle pas français!« (»Tut mir leid, ich spreche kein französisch!«)

Sich gleichlautend wiederholende Aussagen:
»Frankreich kannst Du vergessen« »Unfreundlich« »Wollen keine andere Sprache sprechen außer der eigenen« »Teuer« »…« »…«

Bleibt es deshalb immer beim Traum?

Im Jahr 2009 ergibt es sich, dass ich mit Manfred über Urlaub allgemein, dann einen eventuellen gemeinsamen Urlaub spreche. Da ich inzwischen weiß, dass Manfred leidlich (in meinen Augen – zumindest relativ – perfekt) der französischen Sprache mächtig ist, bringe ich ziemlich bald Frankreich ins Spiel. Es stellt sich heraus, dass er zwar vor einigen Jahren schon mehrfach dort war, allerdings damals eher die von den meisten gefahrenen Fernverbindungen »Route des Grandes Alpes« und »Route Napoléon« genutzt hatte. Und er ist immer noch begeistert über das Gesehene und will auch gerne noch einmal dorthin.

Seit Jahren bin ich eifriger Leser des »Großen Alpenstraßen-Führers«, in Insiderkreisen nur »der Denzel« genannt. Schnell wird klar, dass man aus den dort beschriebenen Zielen aus­wählen muss, will man nicht den Urlaub auf min. 2 Monate und 4 Satz Reifen aus­dehnen – und selbst dann könnte man nicht jedes interessante Stichsträßchen fahren.

Also begebe ich mich an die Planung. Als Vorgaben legen wir fest:

  • Start der Reise im Anschluss an die »Tour de Suisse 2011«
  • grober Zeitrahmen 2 Wochen mit 2 Ruhetagen
  • Tagesetappen von max. 300 km, denn wir wollen die Landschaft erleben, nicht »rasen«
  • ausreichend Zeit für Fotohalte.

Nach kurzer Zeit lege ich den ersten Entwurf vor. Wie immer bei meinen Touren werden Orte möglichst umfahren - wenn nicht gerade dort eine Sehenswürdigkeit auf uns wartet - und die mehrmalige Befahrung des gleichen Straßenstücks nach Möglichkeit vermieden, selbst in Gegenrichtung (Stichstraßen sind deshalb eher unbeliebt). Je kleiner die Straßen, desto besser (Nationalstraßen müssen sich bei meiner Planung benachteiligt vorkommen). Manfred ist zufrieden. Irgendwann – ich weiß gar nicht mehr, wann – kommt Manfred mit dem Vorschlag, die Ardèche mit in das Streckenportfolio aufzunehmen: gedacht ist eigentlich nur an das berühmte Stück des Flusses mit dem Pont d’Arc. Da man aber ohnehin durch das Rhônetal hin und auch wieder zurück muss, verplane ich gleich einen ganzen Tag Fahrspaß im Département Ardèche.

Natürlich krame ich im Laufe der nächsten knapp 2 Jahre die Strecke immer wieder mal vor, setze hier einen Abnäher, dort einen Hohlsaum, lege 2 km von der linken auf die rechte Flussseite, lese immer wieder im »Denzel« nach oder Reiseberichte anderer Südfrankreichfahrer, traktiere Wikipedia und Tante google, fahre km für km vorher in google-Maps.

Wir laden einige wenige ein, mit uns zu fahren. Leider zerschlagen sich die anfänglichen Zusagen, letztlich fahre sogar ich ohne meine weltallerbeste Sozia Annemarie. Die anfängliche Traurigkeit hierüber weicht im Laufe der Reise, können sich 2 Männer doch wesentlich leichter abstimmen, finden sich Übernachtungsmöglichkeiten für 2 Personen doch deutlich entspannter. Die Frage, ob wir vegetarisch, französich, italienisch oder türkisch essen, ist zwischen uns immer ratzfatz abgeklärt – einige Male machen wir einfach ein Picknick unterwegs oder abends im Garten unseres Hotels – mit einer Flasche guten französischen Rotens!

Kurz vor Beginn der Reise schließlich komme ich auf die Idee, die letzte Etappe der Rückfahrt so zu legen, dass wir die Pausenstationen unserer nächstjährigen »Ballonfahrt in den Vogesen« noch so en passant checken können. So rutschen zu guter Letzt auch die Vogesen in unser Reiseprogramm.

Am Abend des 30.08.2011 schließlich sind die Würfel gefallen:
Wenn die letzte Route geplant, die frischen Dunlop-Pneus aufgezogen, die letzte Socke eingepackt ist, wirst Du merken, dass es morgen endgültig auf die Straße geht. (3. Abwandlung der Weissagung der Cree)

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