Autor + Bilder: © Detlef Teichmann

Reisebericht »Cols et Gorges«

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14.09.2011 – 7:30 Uhr – Frühstück   •   Fast die Heimreise

Im Locanda Bellevue werden wir mit einem reichhaltigen Frühstücksbufett bewirtet, dann tanken wir im Ort und fahren entlang der Dora Baltea durch das Aostatal. Wieder werden wir von der Sonne verwöhnt, nur ganz selten schiebt sich mal ein klitzekleines Wölkchen ztwischen uns. In Aosta halten wir uns links und sind bald auf der Südrampe hinauf zum Großen St. Bernhard unterwegs. Auf halbem Weg geraten wir in einen Almabtrieb, Manfred mischt sich unerschrocken in die Herde und niemand, ich sage, niemand – weder Kühe noch Treiber – merkt, dass es sich hier um eine FJR und keine Kuh handelt!

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Beim Foto auf der Passhöhe sehen wir erstmals seit Tagen wieder Wolken, bedenklicherweise ausgerechnet in unserer Fahrtrichtung. In der Schweiz entscheiden wir uns statt für den leichteren Weg über Sembrancher für die Fahrt über den Champex, locken auf der Nordwestrampe doch die Gorges du Durnand. Landschaftlich ist die Strecke durchaus ansprechend, aber viel klein-klein und die Gorges liegen abseits der Straße. Schnell lassen wir Martigny hinter uns, entlang der Rhône fahren wir dann bis Bex. Die Wolken sehen inzwischen dunkler aus, trotzdem bestehe ich auf die Fahrt über den Col de la Croix – das beschert uns dichten Nebel und nasse Straßen. Endlich wird die Sicht bei Les Diableres wieder besser, über den Col des Mosses haben wir noch feuchte Straßen, vorbei am Lac du Vernex wird uns sogar kühl, aber schon am Lac de la Gruyère lacht die Sonne wieder vom fast wolkenlosen Firmament. Wir kaufen ein und verputzen direkt einen Großteil des Erstandenen, dann arbeiten wir uns weiter voran Richtung Lac de Neuchâtel. Man muss wirklich von »Arbeit« sprechen, denn dieser Teil der Schweiz ist dicht besiedelt und so reiht sich Ort an Ort, die Landschaft ist wirklich schön, aber richtiger Fahrspass kommt nicht auf.

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Erst als wir am Bielersee vorbei ins Jura fahren, erweisen sich die geplanten Strecken wieder als motivierend. Allerdings darf man nicht vergessen, was wir in den letzten Tagen alles an Naturwundern und -schönheiten gesehen haben – wie soll hier diese durchaus liebliche Gegend gegen solch Urgewalt bestehen können? Kilometer für Kilometer spulen wir nun ab, über Sonceboz und den Pierre Pertuis, über Glovelier und Porrentruy nähern wir uns wieder franzözischem Staatsgebiet.

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Entgegen der Reihenfolge im Eiskunstlauf, bei dem die Kür auf das Pflichtprogramm folgt, ist es bei uns ein wenig umgekehrt. Wir wollen statt über die Autobahn unsere Heimat zu erreichen, nun noch einige strategisch wichtige Punkte unserer für das kommende Jahr geplanten »Ballonfahrt in den Vogesen« in Augenschein nehmen. Da wir am nächsten Tag unser Zuhause erreichen wollen, bleiben wir heute am Ball und machen Kilometer – 439 werden am Abend für uns zu Buche stehen und das bei vielen kleinen Straßen! Belfort lassen wir hinter uns und erreichen wenig später die erste der für die Tour geplanten Mittagsstationen, Manfred führt die »Verhandlungen« und am Ende des Gespräches sind wir mit dem Restaurantbesitzer einig und haben auch noch eine gute Adresse für die nächste Nacht. Leider stellt sich heraus, dass es zwar ein sehr schönes Haus ist, aber leider ist niemand zu Hause anzutreffen.

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Kurzentschlossen fahren wir weiter Richtung Ballon d'Alsace, langsam wird es wirklich Zeit, unterzukommen – die Sonne sinkt im Westen doch schon hinter die Häuserdächer. Zuerst fahren wir an der Auberge Les Moraines vorbei, sprechen uns dann kurz über Funk ab, wenden und fragen nach Zimmern. Pascale Delgrange ist Künstler und hat das Haus, das Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, vor dem Verfall gerettet. Viel ist noch zu tun, Ordnungsfanatiker werden sich hier nicht wohl fühlen. Dafür hat das Haus Charakter, Manfred und ich fühlen uns hier sofort wohl. Pascale spricht, da er lange Jahre auch in Deutschland gearbeitet hat, fließend deutsch und kochen kann er auch. So gönnen wir uns an diesem Abend ein französisches Vier-Gang-Menü, dazu nehme ich noch einen Roten. Früh sinken wir an diesem Abend in unsere Betten – morgen wird der letzte Tag unserer Reise sein …

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