Autor + Bilder: © Detlef Teichmann

Reisebericht »Cols et Gorges«

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05.09.2011 – 7:45 Uhr – Frühstück   •   erster Frankreich-Höhepunkt (und ja: was beschert uns das Wetter?)

FotoMorgens gegen 6:00 Uhr werde ich kurz wach – der Regen trommelt auf die Straße. Frustriert schlafe ich sofort wieder ein. Um 7:00 Uhr weckt mich mein Handy. Ich spitze die Ohren. Ruhe. OK, Verkehrsgeräusche, aber kein Wasser, das auf die Straße fällt. Ich stehe auf und beauftrage mein optisches System mit der Überprüfung des akustischen. Kein Delta! Der Regen hat aufgehört! Sachen gepackt, petit-déjeuner als Bufett, Rechnung beglichen und ab auf die Straße.

Gut, die Straßen trocknen langsam ab, aber weiße Wolken wabern immer noch in geringer Höhe um die Berge. Wir entscheiden wegen der fehlenden Sichtweite das gestern ausgefallene Signal de Bisanne auch heute ausfallen zu lassen und fahren über Arêches und den Col du Pre zum Lac de Roselend. Leider liegt auch dieser noch unter einer tiefhängenden, aber dünnen Wolkendecke. Also cruisen wir weiter über den Cormet de Roselend Richtung Bourg-Saint-Maurice. Kurz vor Bonneval-Les-Bains überrascht uns auf etwa 500 m Strecke ein ordentlicher Regenguss, aber heiliges Indianerehrenwort:
das war das letzte Mal, dass in diesem Bericht das Wort »Regen« fällt!

FotoBei Bellentre verlassen wir die N90 nach links und fahren den Hang entlang nach Notre-dame-du-Pre, denn wir wollen die 26 Kehren den Berg hinab natürlich nicht auslassen. Bei La Léchère verlassen wir das Isère-Tal und wollen über den Col de la Madeleine nach Süden. Doch schon in der 7. Kehre hält uns ein junger Arbeiter mit einem Einbahnstraßenschild in der Hand auf. Manfred verständigt sich mit ihm (der junge Bursche spricht sogar ein paar Brocken Deutsch), die Straße ist von 8:00 bis 12:00 Uhr und von 14:00 bis 17:00 Uhr wegen Straßenbauarbeiten gesperrt. Das heißt für uns 30 Minuten Wartezeit, nun gut, machen wir eben hier Pinkelpause und strecken die Glieder. 10 Minuten später kommt ein Fahrzeug der Baufirma aus Richtung Baustelle gefahren und der Fahrer erklärt uns in wirklich gut verständlichem Deutsch, dass wir als Motorradfahrer ruhig fahren und die Baustelle passieren könnten. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und schon sind wir wieder unterwegs.

FotoInzwischen können wir fast alle Bergspitzen sehen. Vor Saint-Martin-Sur-la-Chambre biegen wir Richtung Montaimont ab. Das Schottersträßchen zum Col de Chaussy ist extra für uns mit feinstem Asphalt belegt worden und so nähern wir uns zügig einem vermeintlichen Highlight: dem Kurvenlabyrinth von Montvernier. Sicherlich ist diese Straße eine Meisterleistung der Straßen­baukunst, fahrerisch ist sie eher uninteressant. Um dieses Unikum in toto zu sehen, müssten wir per pedes einen entsprechenden Aussichtspunkt finden. Angesichts der zunehmenden Wärme sparen wir uns das, fahren stattdessen auftanken und einkaufen, und schrauben uns dann bei Villargondran 46 enge, aber gut zu fahrende Spitzkehren hinauf nach Albiez-le-Jeune.

Da die D110 hinunter zur D926 gesperrt ist, fahren wir die D80 über den Col du Mollard. Natürlich scheuen wir die rund 3 km zurück in die Combe Genin nicht, eine imposante Schlucht. Über die D80 und Le Villard nähern wir uns nun dem Col de la Croix de Fer. Auf Höhe des Col du Glandon müssen wir einfach anhalten, um ein Foto der Farbenpracht zu schießen, dass die Natur uns hier im Zusammenspiel mit den wenigen Wolken bietet. Kurz nach Wiederaufnahme der Fahrt sehen wir links von uns den Lac de Grand Mason in den kräftigsten Grüntönen im Sonnenlicht schimmern. Schon wieder anhalten und fotografieren? Wir entscheiden uns dagegen und bedauern schon kurze Zeit später unseren Entschluss. Solche Gelegenheiten werden wir uns in Zukunft nicht entgehen lassen!

Am Lac Du Vernay verlassen wir die D526, erklimmen die östliche Bergflanke nach Villard-Reculas. Während des gesamten Aufstieges schreit das Szenario förmlich nach einem Foto, aber immer stehen Bäume im Weg, unkritisch für das Auge in direkter Betrachtung, unbrauchbar für ein gutes Foto.

Schließlich sehen wir links am Berg Alpe d'Huez liegen, ein Eldorado der Rennradfahrer und ein bekannter Wintersportort. Eigentlich wollten wir ihn in einer Schleife durchfahren, angesichts der Häßlichkeit der Bettenburgen belassen wir es bei der Absicht, fahren statt bergauf die Serpentinen bergab und biegen am Ortsende von La Garde links auf die D211a ab. Was nach L'Armentier-le-Haut folgt, treibt uns eine Gänsehaut über den Rücken: das einspurige Asphaltsträßchen mit einigen Ausweichen leitet zur hoch über der Höllenschlucht gelegenen Kapelle von La Balme. Mit einem Tunnel und drei Galerien in eine 500m nahezu senkrecht abfallende Felswand gehauen, erfordert es eine besonders vorsichtige Fahrweise. Der Blick in den Abgrund ist nur Schwindelfreien zu empfehlen – ihn aber nicht zu tun, hieße, auf eines der Highlights unserer Reise verzichtet zu haben.

Foto

In Le Freney-d'Oisans ändern wir unsere Fahrtrichtung und fahren durch die Gorges de l'Infernet nach Le Bourg-d'Oisans, suchen dort ein Zimmer, gehen lecker Pizza und Salat essen und fallen nach einem Stadtrundgang und einem Absacker müde in unser Bett und den wohlverdienten Schlaf.

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