»Viaggio al Lago di Bènaco«

Autor: © Detlef Teichmann
Banner: © Tina Behring
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Mittwoch, 05. September 2012

Lago di Iseo, Dezzo-Schlucht, Passo del Vivione, Goletto di Cadino, Goletto Gaver, Lago di Valvestino


Wasserfall
© Foto: Ralf Schreiber

Jürgen frühstückt
© Foto: Ralf Schreiber

Nach den gestrigen Regenfällen nehmen wir heute eine Programmänderung vor. Wir wollen den Straßen und Wegen der eigentlich vorgesehenen Idro-Tour Gelegenheit bis zum Freitag geben, ordentlich zu trocknen. Wieso das? siehe Donnerstag! ;-) Alles klar? So nehmen wir uns für heute den Lago Iseo und den Passo del Vivione als Ziele vor.

Rechtzeitig um 9:00 Uhr verlässt Manfred den Hof, wie gewohnt folge ich 5 Minuten später mit meinen Getreuen. Wie bei der Streckenplanung schon befürchtet, lässt der erste Tourteil keine richtige Fahrfreude aufkommen. Wir kämpfen uns die Gardesana Occidentale nach Süden hinab, in Salò lassen wir den Gardasee hinter uns. Ein Navigationsfehler meinerseits (brauche ich doch bald einen Fahrspurassistent?) und eine Spinnerei meiner Uschi (so heißt die immer höfliche Dame, die in meinem 278 haust), die dadurch nötige Ortsdurchfahrt von Gavardo (da ist natürlich genau heute Markt auf der Straße, die ich fahren will/muss) kosten uns Zeit und Nerven. Danach ein angenehmes Zwischenspiel mit Kurven über den Colle Sant Eusebio, hinter Agnosine folgt wieder Ort auf Ort, hässliche Industriestädte. Endlich verlassen wir Ponte Zanano, überqueren den Passo Tre Termini (den muss man nicht kennen). Dennoch lohnt er sich zu fahren, denn ca. 1 km nach der Passhöhe öffnet sich der Blick und der Lago di Iseo liegt zu unseren Füßen.


Blick auf Lago d'Iseo
© Foto: Peter Papenfuss

Natürlich hat das Restaurant in der Spitzkehre mit dem herrlichen Iseo-Panorama geschlossen (etwa wegen Reichtum?).


In der Panoramakurve vor dem geschlossenen Restaurant
© Foto: Peter Papenfuss

Also Weiterfahrt im Uhrzeigersin um den See. Ort an Ort wie so oft an Seen. Handgemalte Papptafeln mit einem "Durchfahrt verboten"-Schild und viel Text. Alle fahren durch, also sicher nur für Einheimische bestimmt. Am Ortsausgang von Predore »La Capanna di Toto«, eine kleine Bar mit sehr schöner Seeterrasse. Cappupause. Endlich!


Cappucchino auf der Seeterrasse
© Foto: Jürgen Göbbels

Vollbad Michael
© Foto: Jürgen Göbbels

Wir haben bezahlt, wollen schon losfahren, da kommt der Patron zu uns und fragt, wohin wir denn wollen. Lovere! Er macht uns gestikulierend klar, dass die Weiterfahrt gesperrt ist. Ok, manchmal verliert man und manchmal gewinnen die anderen. Zwei Alternativen. Andersrum um den See – dagegen habe ich mich bei der Planung schon eindeutig entschieden, dazu noch müssten wir durch alle Orte wieder zurück. In nessun modo! Auf keinen Fall! Also nur zurück bis Sarnico (»nur« ist gut!), dann bei Villongo hoch auf den Berg. Orte. Kurven. Kleine Kurven. Spitzkehren. Enge Spitzkehren. Hitze. Bergab kann ich meine Fussbremse durchtreten, keine Wirkung. Nein, ich bin natürlich mit Motorbremse im kleinen Gang gefahren! Aber der Freundliche hatte steif und fest behauptet, die Bremsflüssigkeit sei absolut ok, nein, die muss man nicht wechseln! Grrr! Ich muss das Tempo etwas drosseln, vollbesetzt schiebt die FJR mächtig den Berg runter. Wir stoßen in Vigano San Martino auf die Hauptstraße, jetzt endlich rechts rum Richtung Lovere. Kopieren & einfügen: Orte! Auch der recht schöne Lago di Endine tröstet nicht. Wie wir später erfahren, hatte Manfred nicht das Glück, von jemand auf die Sperrung hingewiesen zu werden. Als es nicht mehr weitergeht, kehrt die Gruppe um und nimmt den gleichen Weg wie wir. Bei Volpino essen sie zu Mittag. Die eigentlichen Tour-Highlights (neben dem Iseo-See), die Schleife durch die wildromantische Dezzoschlucht und die Fahrt über den Passo di Vivione lassen sie aus, um bei Breno wieder auf die ursprüngliche Route zu treffen.

Wir hingegen schlagen uns hinter Volpino in die Berge, für heute sind die schlimmen Ortsdurchfahrten vorbei. Direkt am Friedhof von Monti machen wir eine Zigaretten- und Trinkpause und genießen den weiten Blick über das Tal des Oglio. Kurze Zeit später entschädigt die Dezzo-Schlucht für den Vormittag, obwohl: für die wirklich schönen Aussichten kommen wir Jahre zu spät; wie auch bei anderen Schluchtstrecken hat man hier lange Tunnel in den Berg gegraben, um die Unterhaltung der pflegeaufwändigen Straßen zu vereinfachen.


Friedhof bei Monti
© Foto: Jürgen Göbbels

Hinter Schilpario beginnt die Passrampe den Vivione hinauf. Das ist Moppedfahren nach meinem Geschmack! Die aufziehenden Wolken weniger. Irgendwann fallen wenige, aber fette Tropfen nieder – ich lasse mir den Genuss die schmale und kaum befahrene, mit schönem Baumbewuchs versehene, Straße hinauf nicht vermiesen. Bis kurz vor der Passhöhe wieder gähnende Leere hinter mir herrscht. Schon wieder? Nein, einige der Gruppe halten im Gruppeninteresse an und praktizieren wieder den Trick mit den Regenplünnen. Wir erreichen die Passhöhe des Vivione.


Albergo am Passo del Vivione
© Foto: Jürgen Göbbels

Im Refugio essen wir zu Mittag (oh Mann, spät ist es schon geworden!) und beobachten den älteren Porschefahrer, der sich fast den Spoiler abreißt an der Straßenkante, hin- und herrangiert, endlich den Motor abstellt, um das Fahrzeug herumgeht, um seiner Dame formvollendet die Tür zu öffnen und ihr aus dem Wagen zu helfen. Allerdings hat er so geschickt geparkt, dass die eine große Pfütze genau vor der Beifahrertür ist. Naja, nach der langen Fahrt tut der Dame etwas Gymnastik sicher gut **uncharmant grinz**


Am Lago d'Idro
© Foto: Jürgen Göbbels

Es wird wieder freundlicher, alle ziehen die Regensachen aus, wir fahren die Nordrampe runter nach Forno Allione, um dann auf der Schnellstraße bis Breno etwas Zeit gutzumachen. Habe ich schon erwähnt: kurz vor Breno dunkle Wolken? Gruppe weg? Regenklamotten? Natürlich warte ich vor der Abzweigung hoch zum Croce Domini. Unter einer Brücke. Zusammen mit Goldwingfahrern in kurzen Hemden und Hosen. Als die Gruppe eintrifft und wir weiterfahren, wird der Regen deutlich weniger, ich habe praktisch nichts abgekriegt. Wieso haben die eigentlich alle Goretex-Klamotten? Als wir auf der Passhöhe ankommen, sind auch die Straßen wieder trocken, wir halten nicht an (hier wird es bei der Idrotour ein Deja-Vue geben) und fahren über Goletto di Cadino und Goletto Gaver auf gut ausgebauten Straßen ins Tal. Hier können wir es richtig krachen lassen.


Am Lago di Valvestino
© Foto: Ralf Schreiber

Eigentlich wollen wir in Valle Dorizzo Kaffee trinken, aber die Gruppe ist sich einig, dass wir nur eine kurze Zigarettenpause machen, es ist spät geworden und wir haben noch 74 km vor uns. Da ich weiß, was noch kommt, bin auch ich gerne einverstanden – aufgewärmtes Abendessen schmeckt nicht wirklich gut. Also weiter nach Bagolino, kurios die Straße durch den Friedhof, auf der rechten Seite die Mauer mit den Gräbern. Wir kommen gut voran, überblicken von hoch oben den Lago d'Idro, swingen entlang am Westufer bis zur Südspitze, alles mit zügigen Tempi, vorbei an Crone und Capovalle zum Lago di Valvestino. Hier folgt jetzt ein Kurventanz, der allen ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Kaum bleibt Zeit für einen Blick zum See, so sehr sind alle im links-rechts-links-rechts-Rythmus gefangen. Als wir gegen 19:00 Uhr im Hotel eintreffen, sind alle glücklich und kurvensatt, aber zu recht auch geschafft.


Hoch über dem Lago di Garda
© Foto: Ralf Schreiber

Ein anstrengender Tag! Den wir wie immer auf der Terrasse ausklingen lassen, natürlich wird die jeweils andere Gruppe befragt, »wie seid Ihr gefahren?«, »was, Vivione ausgelassen?!«, »die Strecke am Valvestino ist ja wohl geil oder!?« …

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