»Viaggio al Lago di Bènaco«

Autor: © Detlef Teichmann
Banner: © Tina Behring
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Sonntag, 02. September 2012

Frühstück, Hahntennjoch, Ötztal

Um 7:00 Uhr reißt uns das Handy aus unseren Träumen, gut geschlafen, also »OK, ihr Faulpelze, raus aus den Federn, und nicht die warmen Schühchen vergessen, es ist saukalt da draußen.« ah ne, dass ist ja ein anderer Film, aber kalt ist es schon draußen, wenn auch nicht saukalt – aber: die Sonne scheint! Wir schmeißen unsere »Zivil«klamotten in die Reisetasche und verantworten sie Veronika über. Sie ist Robert, der mit FJR angereist ist, mit dem Auto gefolgt oder vorausgefahren; freundlicherweise nimmt sie bei Hin- und Rückfahrt Höfen – Tignale unser Gepäck mit, so haben wir 750 km zusätzliche Kurvenfreude ohne störendes Zusatz­gewicht weit hinten am Motorrad: nochmal "Danke", Veronika! Jetzt reichhaltiges Frühstück, dann raus zu den Moppeds, aufsitzen.


Morgenstimmung, Blick ins Lechtal
© Foto: Ralf Schreiber

Michael hat zu Ende geraucht
© Foto: Detlef Teichmann

Manfred startet mit seiner etwas schnelleren Gruppe Punkt 9, ich folge mit meinen »Opfern« exakt 5 Minuten später. Im Lechtal rollen wir uns ein, bringen die Motoren auf Betriebstemperatur, um dann über das Hahntennjoch den Gashahn erstmalig so richtig zu spannen. Da uns oben auf der Passhöhe eine leichte Nebelwand erwartet, halten wir nicht an; in Imst scheint schon wieder die Sonne. Natürlich könnte man hinter Imst die B171 fahren, aber das wäre zu einfach; so biege ich auf die Nebenstraße nach Karres ab – schließlich liegen da so ca. 14 Kurven in der Gegend rum. Kurz vor Karres verpasse ich den richtigen Weg (der sieht selbst für mein Empfinden eher wie eine Zufahrt aus), also müssen wir bei günstiger Gelegenheit wenden, ich fahre die rund 500 m zur richtigen Abzweigung zurück, aber dort kommen außer mir nur noch 2 Mitfahrer an, wir warten und warten, nach 2 Minuten wird uns klar, dass da was passiert sein muss. Da kommt auch schon Jürgen gefahren und berichtet, dass Michael beim Wenden wegen ausgehender Beinlänge umgekippt ist. Zum Glück ist nichts kaputt, keiner verletzt, er steckt sich auf den Schreck aber erst mal eine Kippe an; so dauert es noch 5 Minuten, dann trifft der Rest der Gruppe ein und wir nehmen nun den richtigen Weg.

Schon anderthalb Kilometer später verpenne ich wieder die Abfahrt, diesesmal wenden wir großzügig; ab da werde ich im gesamten Urlaub nur noch zweimal schnarchen – na also, geht doch! In Oetz ist die Ortsdurchfahrt gesperrt, Polizisten sichern. Da die Sonne brennt, die Zeit drängt, habe ich keine Lust, abzuwarten, checke kurz das Navi und bemerke eine Straße, die vorbei an der Ötztaler Ache bis fast an den Ortsausgang führt. Also gewendet, die Mitfahrer schauen zwar irritiert, folgen aber brav; 3 Minuten später verlassen wir den Ort und lassen den Festumzug hinter uns **grinz**.

Das Ötztal hoch wird es mit jedem Kilometer merklich kühler, der Himmel zieht sich zu, die Straßen sind feucht, es sieht schwer nach Regen aus! An der letzten Tankstelle vor der Grenze bunkern wir noch mal ordentlich Sprit (die Preise in Bella Italia sind ja noch wahnsinniger als bei uns!). Dort öffne ich meinen vollgestopften Tankrucksack, beim Schließen spielt der Reißverschluss nicht mehr mit. Michael repariert ihn zwar mit flugs hervorgezaubertem kleinen Engländer, aber bei mir bleibt ein ungutes Gefühl.

Timmelsjoch, St. Leonard im Passeier, Meran, Avelengo, Mittag im Gasthof Alpenrose

Wir erklimmen das Timmelsjoch, zahlen brav unsere Maut (was bleibt uns auch anderes übrig?), ich dränge die Gruppe sogleich zur Weiterfahrt, da wir durch die diversen Nicklichkeiten doch etwas Zeit verloren haben – schließlich wollen wir zum Abendessen pünktlich bei Elisa sein! Hinter dem langen Gipfeltunnel scheint auch wieder die Sonne, die von einigen an der Tanke vorsorglich angezogene Regenkleidung sorgt nun für kostenloses Saunaklima.


Ostrampe Timmelsjoch
© Foto: Ralf Schreiber

Erwartungsgemäß kommen wir von St. Leonard bis Meran nicht wirklich schnell voran, aber dann biegen wir direkt Richtung Avelengo ab und genießen bis zu unserer Mittagsstation, dem Gasthof Alpenrose, eine schöne Abfolge an flüssig zu fahrenden Kurven. Manfred ist natürlich schon vor uns eingetroffen, die Gruppe genießt bereits ihre Kaltgetränke, das Essen lässt auch nicht lange auf sich warten. Wir setzen uns dazu; auf der herrlichen Aussichtsterrasse genießen wir unsere Mittagspause.


Pause im Gasthof Alpenrose
© Foto: Detlef Teichmann

Natürlich will ich ein paar Fotos machen, öffne den Tankrucksack. Schon ist der Reißverschluss wieder hinüber und um es etwas abwechslungsreicher zu gestalten, diesesmal auf der linken Seite. Natürlich hat Michael auch Panzertape dabei, so kleben wir das Teil erstmal ringsherum ordentlich zu. Michaels Reparaturversuche am Abend werden sich dann leider als erfolglos herausstellen, so dass ich den Rest des Urlaubes ohne Tankrucksack fahren muss. Zwar transportieren uns die Mitfahrer unsere Wasser­flaschen, aber der Fotoapparat kann leider nicht mehr mitgenommen werden. Da mir später auch noch eine Haltenase an der Navihalterung abbricht, kommt das Panzerband zu weiteren Einsätzen.


Fachmännische Navibefestigung per Panzerband
© Foto: Ralf Schreiber

Mendelpass, weiterkommen, Kaffeepause in Fai Della Paganella


Böse Kohlenhydrate (aber lecker)
© Foto: Ralf Schreiber

Detlef macht das letzte Foto unterwegs
© Foto: Ralf Schreiber

Entspannt lassen Peter und ich es nun über Verano, Meltina runter nach Terlano krachen, die ganze Gruppe überholt ein paar im Weg rumparkende Moppeds. Da es ja nie ohne Umleitungen geht, erwischen wir in San Paolo eine gesperrte Ortsdurchfahrt – offenbar feiern die Italiener genau so gerne wie die Rheinländer. Die ausgeschilderte Umleitung will uns zurückschicken, dass geht ja schon mal gar nicht, also wieder etwas rausgezoomt: ja, dort die Straße sieht vielversprechend aus! Sie führt uns mitten durch die Weinberge am gesperrten Ort vorbei. Als wir schließlich das Einbahnstraßengewirr in Appiano Sulla Strada Del Vino gemeistert haben, steht der Eroberung des Mendelpasses nichts mehr im Wege. Von den Aussichtsbuchten hat man – passendes Wetter vorausgesetzt und das haben wir heute **freu** – eine herrliche Sicht auf weite Teile der Dolomiten. Natürlich halten wir auf der Passhöhe nicht, denn wir hören den Gardasee deutlich nach uns rufen!

Wir halten uns Richtung Malgolo, lassen den Lago di Santa Giustina rechts liegen, rollen die SS43 bis kurz vor Mezzolombardo, um dann die Serpentinen hoch nach Fai Della Paganella in Angriff zu nehmen. Im Ort haben wir uns die »Bar Locanda Centrale« ausgesucht; Manfreds Gruppe hat sich dort schon breitgemacht, auch wir lassen im Schatten ein großes Eis in uns verschwinden und spülen mit reichlich Kaltgetränk nach. Genau! Im Schatten! Bisher sind alle Befürchtungen, das Wetter könnte nicht mitspielen, grundlos gewesen – weiter so!


Klasse Wetter, gute Laune
© Foto: Ralf Schreiber

Jockel hat Spaß
© Foto: Ralf Schreiber

Sella di Andalo, Lago di Molveno, Passo del Ballino, Riva del Garda HURRA! Tignale

Von der weiteren Fahrt gibt es nichts Weltbewegendes zu berichten, schön der Lago di Molveno, Riva streifen wir praktisch nur, aber die Gardesana Occidentale, die uns in den nächsten Tagen noch hin und wieder ausbremsen wird, befahren wir noch sehr gesittet. In Limone sul Garda schlagen wir uns in die Berge, passieren Tremosine und lassen es auf den folgenden Kilometern im Kleinklein der Kurven noch mal so weit wie möglich krachen.


Tignale
© Foto: Jürgen Göbbels

Dann: Ankunft bei Elisa, Daggy und Axel, die über andere Wege fahren mussten, begrüßen uns, einchecken, Abendessen. Wir lernen, dass wir jeden Morgen einen Zettel pro Zimmer ausfüllen müssen, auf dem die Wahlmöglichkeiten für das abendliche Menü aufgeführt sind. Auf der Terrasse neigt sich der Tag seinem Ende zu, inzwischen ist auch Tina eingetroffen; sie hat aus Norddeutschland den Flieger bis Verona genommen und ist mit dem Mietwagen angereist – da sie ihre FJR noch nicht so lange fährt und wir schon eindringlich hingewiesen haben, dass Streckenprofil, Tourlängen und auch die Geschwindigkeit anspruchsvoll sein werden, hat sie es vorgezogen, den Urlaub auf diese Weise mit uns zu verbringen **Daumenhoch**


Abendtafel bei Elisa
© Foto: Ralf Schreiber

Ralf und seine »Schwester«
© Foto: Ralf Schreiber
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