Eine bestimmt wahre Geschichte! Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit und die Leichtigkeit des Seins, wer kennt sie nicht?! Forumisten lassen die Katze aus dem Sack … |
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Jeder Motorradfahrer kennt sie, die Situationen, die sich unauslöslich im Gehirn festbrennen. Sie sind gefährlich oder komisch, meist aber fürchterlich peinlich. Derjenige, der schon mal vor versammelter Mannschaft sein Maschinchen umgeschmissen hat (warum weiss keiner, er selbst am wenigsten), wird sich noch gut daran erinnern, dass er sich in jenem Moment an jeden anderen Ort des Planeten gewünscht hätte, nur um dem unausweichlichen Hohn und Spott der feixenden Menge zu entgehen. Standardsituationen, immer wieder sehr beliebt bei den Nichtbetroffenen. Auch nicht schlecht folgendes: Nichts. Ein zweiter Tritt. Nichts. Ein dritter und vierter. Nichts. – Die Menge wird unruhig. Du knickst kurz in der Hüfte ab, um einen Blick auf den Motor zu werfen. Das hilft zwar auch nichts, macht aber immer einen guten Eindruck. In der Regel fühlst Du Dich auch dazu veranlasst, irgendein Teil wenigstens mal anzufassen. Irgendein Teil, egal welches. Es muss nur so aussehen, als ob Du – souverän, wie es ohnehin Deine Art ist – mit einem kurzen Griff die Situation zu Deinen Gunsten entscheiden könntest. In dem Moment, wo Du zum fünften Mal Dein Bein hebst, weißt Du, dass es ohnehin Deine letzte Chance ist. Springt sie an, hast Du gewonnen. Alle würden glauben, dass der zündende Funke durch Dein unmotiviertes Gefummel zustande kam. Du setzt zum Kick an. Mitterweile ist es Dir schon gar nicht mehr so recht, dass Du ein ständig wachsendes Publikum unterhältst. Mit aller Kraft saust Dein stählernder Schenkel nach unten … – Nichts! In Deinen Ohren saust es, unter dem Helm herrschen cirka 42 Grad Celsius. Die ersten Wortfetzen dringen an Dein Ohr: Es ist das alte Spielchen – wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Es hilft nichts. Helm ab, Jacke auf, nur lässig bleiben. Auch die Kumpels, die natürlich schon längst auf ihren laufenden Maschinen sitzen, drehen murrend den Zündschlüssel wieder herum. Nun kommen auch die ersten persönlichen Attacken: Du kontrollierst Benzinschläuche, die Sprithähne, Kerzenstecker, Zündkabel. Alles okay. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kommen die ersten guten Ratschläge aus der immer noch anonymen Masse. Mittlerweile hast Du natürlich auch Deine Joppe ausgezogen, die Hitze wirkt in dieser peinlichen Situation doppelt schlimm. Die ersten Kollegen schleppen ihr Werkzeug an, Du richtest Dich in Gedanken auf eine längere Aktion ein. Plötzlich bleibt Dein Blick am rechten Lenkerende kleben, es durchläuft Dich heiß und kalt. Mit einem Schlag hast Du nämlich die Fehlerquelle entdeckt und Dir wird blitzartig klar, dass die ganze Blamage wirklich restlos überflüssig war. Gleichzeitig durchzuckt Dich jedoch die Erkenntnis, dass Du mit einem Geniestreich immer noch die Situation retten kannst. Außer Dir scheint nämlich noch niemand bemerkt zu haben, dass dieser verfluchte Killschalter in der Position "OFF" verharrt. Während also schätzungsweise sechs Personen damit begonnen haben, Dein Motorrad zu zerlegen, beugst Du Dich aus Gründen der Tarnung über besagtes Lenkerende, halt um nachzusehen, ob das Vorderrad noch da ist. Dabei legst Du mit einer Fingerfertigkeit den Schalter auf die richtige Stellung um. Ein kurzer Blick in die Runde – anscheinend hat niemand etwas gemerkt. Klasse! Das Blatt wendet sich. Du leitest den nächsten Schachzug ein, indem Du die hilfreichen Geister mit forschen Worten von Deinem Gefährt vertreibst. Mit einem vielsagendem Blick drehst Du dem Volk den Rücken zu, gehst vor Deinem Triebwerk in die Hocke, den Körper möglichst nahe am Fahrzeug. Nun führst Du die geübte Hand an eine Stelle unterm Tank, wo nun wirklich niemand sehen kann, was Du da eigentlich machst. Tatsächlich machst Du ja auch, von einem angestrengtem Gesicht einmal abgesehen, wirklich effektiv gar nichts. Nach cirka zwanzig Sekunden theatralisch höchst wirkungsvollen Sekunden richtest Du Dich langsam wieder auf, jedoch nicht ohne darauf zu achten, dass sich Dein angestrengtes Gesicht langsam in ein nachdenkliches verwandelt. Es muss der Eindruck entstehen, als wenn Du vor Deinem geistigen Auge einen wahrlich höchst komplizierten, technischen Vorgang Revue passieren lässt. Auch hier sind zwanzig Sekunden ein guter Richtwert. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehst Du den Zündschlüssel, öffnest erneut die Sprithähne und klappst den Kickstarter heraus. Die Situation ist höchst spannungsgeladen, niemand spricht ein Wort. Du setzt an, kickst und zur Verblüffung aller fängt die Mühle an zu klappern. In aller Ruhe beginnst Du wieder mit dem Ankleiden, während die Maschine ruhig bei 800 Touren vor sich hinpöppelt. Sollte irgendein dreister Wicht es wagen, Dich auf die Fehlerquelle anzusprechen oder nach der eigentlichen Ursache zu fragen, so gibst Du ihm lapidar zu verstehen: Du hinterlässt eine nachdenkliche Menge, der Du wieder mal gezeigt hast, dass man wirklich nicht davor zurückschrecken muss, ein klassisches Motorrad mit all seinen kleinen Mucken zu fahren. Vorausgesetzt, man hat den nötigen Sachverstand. Ich glaube das ist jedem schon mal passiert. |
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Da gab es auch einen, der holte seine neue FJR A vom Dealer. Mehr oder weniger direkt fuhr er damit zum Kollegen, um dessen staunende, neidische Blicke zu genießen. Nach eingehender Bestaunung durch diesen und vielen Erkenntnissen und Erklärungen technischer Details kamen die beiden auf den Zentralständer zu sprechen. Beim vorherigen Bike des jetztigen FJR- Besitzers, einer Africa Twin, war die Bedienung besagten Ständers nur den Stärksten vorbehalten. Anfänglich waren mehrere schweißtreibende Versuche von Nöten. Nicht so bei der Dicken. Der schmächtige Händler hatte es ja in seiner Bude elegant vorgemacht. Also stand der stolze Besitzer des neuen Wundergeräts links an seine Maschine. Der erwartungsvolle Kollege stand rechts davon. Ständer runter, Griff unter die Verschalung, da ist ja ein Griff, hat der Händler jedenfalls gesagt. Und dann hau ruck! Bei diesem dritten Versuch geschah das Unheil. Die Dicke schob wieder nach vorne, runter vom Ständer, und fiel nach rechts auf den nun wirklich staunenden Kollegen. Nach eingehender Analyse der Problematik wurde das Getriebe auf Leerlauf geschaltet, worauf der Besitzer die Maschine mühelos auf den Ständer stellte. Ihr ahnt sicher, wer der Besitzer ist! |
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Da hätt ich auch noch einen! Wurde mir im Urlaub von durchaus glaubwürdigen Hessen erzählt, die mit 2 BMW´s und einer CBX unterwegs waren. Folgendes hatte sich zugetragen. Der Besitzer einer BMW R90RS hatte wie üblich seinen Service selbst gemacht, allerdings hatte er vergessen die Ölablassschraube richtig anzuziehen. Tags drauf war er mit Tankrucksack unterwegs, der ihm die Sicht auf die Ölkontrollleuchte versperrte und es kam wie es kommen musste, der Motor ging fest, allerdings ohne ihn abzuwerfen. Trotz allem Ärger nahm der Besitzer den Motor selbst auseinander. Ergebnis: ein Kolben, ein Zylinder und die Kurbelwelle defekt. Er dachte sich: "Wenn ich jetzt zum Händler gehe, blamiere ich mich bis auf die Knochen". Also hinein in Mutters Backofen mit dem Gehäuse, und siehe da, die Welle ging hinein. Nach erfolgter Montage aller weiteren Komponenten lief die Kuh wieder einwandfrei. Zwei Monate später verkaufte er dann das Motorrad an einen Bekannten in seiner Nähe. Nachdem dieser ein Jahr später seinen Service auch selbst erledigte, kam es, (Ihr ahnt es sicher schon) zu einem Motorschaden infolge Überhitzung beim Synchronisieren. Ergebnis: Kolben, Zylinder und natürlich – ! – die Kurbelwelle. Der Eigentümer brachte den Motor zum selben Freundlichen, wie eingangs schon erwähnt, zur Motorreparatur. Dort wurde zuerst der Lehrling mit der Demontage des Motors beauftragt. Der konnte alles demontieren bis – auf die Kurbelwelle!!. Anschließend versuchte sich der Geselle … dann der Meister persönlich, dann alle zusammen – ohne Erfolg! Drei Tage später besuchte der allwissende Kundendienstingenieur die Werkstatt und sagte den Anwesenden: "Wie Ihr hobt denna Kurbelwellen net rausgebracht, gibts jo gor ned, schaun mer mol!". Und selbst der Kundendienstingenieur mußte passen. Das Ende vom Lied war, das die Welle in 2-tägiger Arbeit von Hand im Gehäuse zersägt wurde. Die anschließende Begutachtung durch den Ingenieur ergab: "Jo Herschaftszeiten, hamma denna jo a Wellen von einer R100RS eingebaut, jo gibts den des???" Ergebnis dieser kleine Geschichte: Achte immer auf angezogene Ölablassschraube und auf die Teilenummern Deiner Ersatzteile!!! Bikergruß Hotti |
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Ja, die blamablen Situationen sind halt so 'ne Sache. Da hab' ich auch noch eine kleine Story. Am nächsten Tag sollte es in Urlaub gehen und ich hatte die FJR von der besseren Hälfte genommen, weil die gerade aus der Werkstatt kam und noch mal auf ihre Einsatztauglichkeit geprüft werden sollte. Wieder kam Grün, wieder tat sich nichts und die Reaktionen der Autofahrer wiederholten sich ebenfalls. Wie gesagt – es war ein extrem heißer Tag – mein Kopf glühte und der Schweiß tropfte in Strömen. Meine Nervosität stieg beträchtlich. In meiner Not schob ich das Bike über die Bordsteinschwelle hinauf auf den leicht ansteigenden Fußweg, wo ich mich erst mal minutenlang von der gewaltigen Anstrengung erholen mußte. Irgendwie hatte ich den Eindruck, daß sich auf den Gesichtern der Autofahrer und Passanten ein etwas hämischer Gesichtsausdruck breit machte – Frau und dann so ein Motorrad – das kann ja nicht gut gehen. Da nahte Rettung in Gestalt eines älteren Mannes, der sich die Maschine zunächst einmal bewundernd anschaute und dann wirklich besorgt zeigte. Er meinte, ich solle mich doch auf das Mopped setzen und es einfach noch mal versuchen. Gesagt, getan – Seitenständer weg und rauf auf den Sattel, Starter betätigt und siehe da – ein sanftes Schnurren ertönte. Der Mann strahlte übers ganze Gesicht und meinte, er wäre wohl ein guter Engel, was ich ihm frohen Herzens bestätigen konnte. Und die Moral von der Geschicht: mit ausgeklapptem Seitenständer startet das Mopped nicht! Annagrete |
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Ihr meint, das war's schon?! Weit gefehlt! Weitere Geschichten … |