Erbauliche Geschichten

Eine bestimmt wahre Geschichte!   Teil 2
Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit und die Leichtigkeit des Seins, wer kennt sie nicht?!
Forumisten lassen die Katze aus dem Sack …
  • ichbins ist aus dem Urlaub zurück. Jetzt kommt bestimmt die bei allen übliche Angeberei:
  • 35 Pässe locker an einem Tag bezwungen
  • eine 10-köpfige Gruppe einheimischer Joghurtbecher auf nur 150m Straße aus dem Rückspiegel verloren
  • 5 Stück 4GB-Speicherkarten in der 15,3 Gigapixel-Kamera vollphotografiert
    ("Hach, wissen Sie, so gut wie ich Photos mache, reicht die Schreibweise mit 'F' nicht aus !").
  • doch halt !!!   ichbins beichtet:

Nee, wie peinlich!

Der letzte Urlaub ging Richtung Slowenien/Kroatien. Irgenwann wird es Zeit, nach einem Bett Ausschau zu halten, also nächstes Hotel angefahren, Helm noch auf, Zimmer frei, Preis Ok, also hier bleib ich, nur schnell noch die Dicke in die Parkbucht manöwrieren.
Auf der Terrasse lauter Touristen mit Wohnmobil oder Caravan. Denen kannste echt ansehen, was sich hinter deren sonnenbebrillter Stirn abspielt, würden viel lieber auch auf so 'nem Mopped Urlaub machen, aber Mama braucht eben ihren (Gas)Herd, und die Innereinrichtung in Eiche rustikal.
Hey, mein Auftritt!

Schnell noch das ein oder andere Bierchen gezischt, aber ein Gespräch mit den anderen Leuten kommt nich' zustande. Dann am nächsten Morgen beim Frühstück haben die ersten ihre angeborene (oder angebogene) Scheu überwunden. Erste Fragen, wie schnell, wieviel PS, wieviel Euro, ich hatte ja auch mal (ja damals) …
Hey, meine Bühne!

Gut gefrühstückt, bezahlt, und dann geht's los. Hoffentlich guckt jetzt auch jeder, wie ich mein Outfit komplettiere, wie ich mich locker auf'n Bock schwinge, die Scheibe ein wenig rauf und runter fahren (boa, ey, guck ma', das geht automatisch), und dann den Motor gestartet und die Fuhre rückwärts aus der Parklücke geschoben (hätte der Touri aus Belgien gestern Abend besser geparkt, könnte ich jetzt nach vorne wegfahren).

Drehender KolbenHaste' schon mal fast 300 kg auf einem Platz mit gaaaaaanz feinem Kies geschoben? Mit den Stiefeln links und rechts schon eine Grube gescharrt, in die Du locker Deinen Helm versenken könntest, und die Dicke hat sich noch keinen Deut bewegt. Oh nein, lieber Gott nur das nicht, ab nächste Woche geh' ich auch wieder in die Kirche, nur das nicht. Hilft nix, kein Biker weit und breit zu sehen, also muß ich tatsächlich einen Dosen-Lenker bitten.... nein, nur das nicht. Aber die einzige Möglichkeit !!!! Wahrscheinlich erzählt der seinen Enkeln heute noch, wie er mal einen Biker aus dem Kies gezogen hat, und wie dessen Gesicht hochrot aus dem Helm geleuchtet hat.

Nee, wie peinlich!

Gruß an alle, und wehe, einer lacht …
RRM

  • Schweigen …
    Wer wollte das auch toppen?
    Dabei ist die ultimative Dämlichkeit doch schon seit einiger Zeit öffentlich gemacht:

Eine wahre Geschichte: Letztes Jahr – ich hatte noch meine SevenFifty – fuhr ich so mit Jeans und Turnschuhen (ich bin Masoschist und liebe es, wenn der Jeansstoff in Fetzen aus den Schürfwunden gezupft werden muss!) durch die Gegend spazieren, kam an eine rote Ampel, hielt schön an, setzte beide Füße satt auf den Boden (ich habe da keine Probleme bei 186cm Körpergröße) und nutzte die Gelegenheit, mich mal ein wenig zu recken und zu strecken und den Rücken nach hinten zu biegen. Tja, und da passierte es, der linke Fuß rutschte nach vorne weg, das Bike kippte nach links und pardautz! – lagen das Bike und ich auf der Seite wie ein Fisch im Flokati. Bis ich – physisch unversehrt, vom psychischen reden wir besser nicht – unter dem Bike hervorgerobbt war, waren schon mitleidige Menschen um mich herum, die mir halfen, das Bike aufzurichten.

Da es inzwischen grün geworden war, habe ich mich schnell für die Hilfe bedankt, allen versichert, dass es mir gut gehe und mich schnellstens aus dem Staub gemacht, eh einer fragen konnte, wer mir denn die Stützräder geklaut habe.

So, genug geschrieben, ich muss wieder in mich gehen und Ursachenforschung betreiben …

Freudsche Grüße
DetlefT
-----------------------------------
Gehet in Euch, Brüder!!!

PS: Schönen Urlaub, Slowmover, auf der Hunsrücktour werden wir uns kennenlernen.
An der Ampel kannst Du dann vielleicht links neben mich fahren und Michael Hitzler könnte rechts … ???

  • Annagrete hat die Geschichten hier gelesen (warum kommt ihr eine nur so bekannt vor?)
    Nachdem sich ihre zarte weibliche Psyche ob der schrecklichen Schicksale der Mitbiker erholt hat,
    bricht sich ihre Erinnerung Bahn:
    Mai 1993, der zweite Schnäuzerkrieg war gerade beendet:

Es geschah im Mai 1993. Ich war seit einem Jahr glückliche Besitzerin des Motorradführerscheines und einer roten, auf 27 PS gedrosselten Honda CB750. Mein Freund hatte eine mir zuliebe auf 50 PS reduzierte Ausgabe dieses Modells.

Nach etlichen Touren im eher flachen Land sollte es nun erstmals in die "richtigen" Berge gehen. Nizza war das Ziel. Am ersten Tag kamen wir bis in die Nordschweiz und alles war bestens. Der folgende Tag hatte es dann ganz schön in sich. Das Mopped kämpfte sich tapfer über Pässe und ich war ob meiner Leistung doch ziemlich stolz auf mich. Am Col de Iseran rahmten meterhohe Schneewände die oberen Abschnitte der Passstraße, die dadurch auch schwer einsehbar waren.

Mangels Bergerfahrung eher unsicher, ging ich die Kehren mit ziemlich reduziertem Tempo an. In einer Rechtskurve geschah, was nur eine Frage der Zeit war. Ich war einfach soo langsam, daß ich die Spur nicht mehr halten konnte und geradewegs in einen Schneewall hinein eierte. Da stand ich nun in der weißen Pracht, die am heißen Auspuff und am Motorblock verdampfte. Mehrere helfende Hände schoben mich wieder auf die Straße zurück. Diese war aber steil und geneigt – wie sollte ich nun von da wegkommen? Mein Hochgefühl war dahin; nix mehr mit Stolz, sondern nur noch Schiss und Scham. Jemand hatte Mitleid und fuhr das Bike auch noch auf den Randstreifen. Dort konnte ich dann in Ruhe das Zittern der Beine ausklingen lassen.

Aber das war nicht die einzige Prüfung. Am nächsten Tag warteten wieder viele Pässe auf uns. Ein Leckerbissen war der Col de la Bonette. Noch gesperrt, waren wir wirklich die einzigen, die dort fuhren. Wie toll, dort oben anzukommen und das Schild mit unserem Ziel "Nizza" zu sehen. Irgendwo am Ende der langen Abfahrt hielt mein Männe mal an, um auf die Karte im Tankrucksack zu schauen. Ich stellte mich links daneben – war ja eh kein Verkehr auf der Straße – und wollte von meiner Maschine aus einen Blick drauf werfen. Preiswürdig das folgende Kunststück, Mensch und Maschine in Dominosteine zu verwandeln: Zuerst kippte mein Bike nach rechts, dann stürzte ich mit ihm auf den Asphalt. Dabei stieß ich ans andere Mopped, welches ebenfalls nach rechts fiel und seinen Besitzer gleich mit zu Boden warf.

Dessen Ausruf möchte ich hier lieber nicht wiederholen! Das Bild hätten wir gerne mal von oben gesehen. Beide dekorativ auf der Straße halb unter ihren roten Moppeds liegend - ein Bild für die Götter. Zum Glück war 1. niemand in der Nähe, der diese Schande miterleben konnte und zum anderen konnte man die Sevenfiftys wirklich noch alleine aufheben. (nicht auszudenken, wenn das mit den FJR´s passieren würde !!???!!)

  • Luxemburg. Ein kleines feines Land und alle sind viel freundlicher als in Deutschland – vor allem beim TÜV! Oder?
    Alain berichtet.

Nachdem ich soviel erbauliches bei euch gelesen habe, hier noch mein peinlichstes Erlebnis mit dem Töff. War zwar damals vor 25 Jahren noch keine FJR (gab es noch nicht mal als Denkmodell …) könnte aber immer noch so ähnlich geschehen.

Als blutiger Motorradanfänger musste ich mir gleich eine neue Maschine kaufen. Bei uns ging das damals so, dass man den theoretischen Teil mit Prüfung zuerst machte. Dann bekam man die Fahrerlaubniss, musste sich aber innerhalb eines Jahres zur praktischen Prüfung einfinden. Na, ich also zum lokalen Freundlichen und mir das größte Teil unter den Nagel gerissen, das es damals gab – eine Yamaha XT600 Tenere.

Für alle, die diese Legende nicht mehr kennen: Eine Enduro, so hoch und schwer wie ein Berg, aber viel kippeliger, unten ein 600er Einzylinder OHNE Elektrostarter, oben ein Tank, locker so groß wie eine Kinderbadewanne. Man zeigte mir noch, wie man das Ding ankickt – prima, geht ja echt einfach – und los gings.

Nun mussten und müssen wir hier in Luxemburg immer noch mit einer Neumaschine zum örtlichen TÜV. Wofür weiß keiner genau, ist wohl nur eine Methode zum abkassieren, aber egal. Also hopp auf den Bock und los. Nun fährt man bei uns nicht einfach vor und lässt den Prüfer prüfen, nein, hier ist aktive Mitarbeit angesagt. Zuerst wird man angeschnauzt, man solle gefälligst den Motor ausmachen, dann kommt unweigerlich der Kommentar "Na, der Scheinwerfer ist aber arg schwach. Machen 'se doch zusätzlich mal den Blinker an und ziehen sie die Bremse … nee, immer noch zu schwach. Und die Blinker blinken ja gar nicht!" So nett angemacht darf man dann den schön mit 30 Liter vollgetankten Bock durch die Halle schieben "Nee, machen Sie den nicht an wegen der Abgase, Mann. Wollen Sie uns umbringen?!" Nun, die Idee kam mir schon …

Vorbei an der ewig langen Grube balancieren, krampfhaft den Lenker festhalten, die Kameraden in der Grube laufen schon weg. Dann endlich der Bremsprüfstand, der Schweiß fließt in Strömen, in den Stiefeln quatscht es. "Na dann kommen Sie mal vor". Was? Ich? Auf den Rollenprüfstand für die Autos? "Das geht schon. Nee, ich selbst steig da nicht rauf, da sind wir gar nicht versichert für." Wie gesagt, das war Mitte der 70er Jahre.

"Bleiben Sie einfach drauf sitzen und stellen Sie beide Füße auf den Boden. BEIDE!" - "Bitte WAS??" Ich mit meinem Gardemass von 176 cm hatte Mühe, auf einer Seite die Zehenspitzen auf den Boden zu setzen. Und dann sagt das Spassbrötchen, ich solle beide Füsse auf den Boden bringen. Eh, wie denn?

Beim ersten langsamen Anlaufen kam es fast zum Sturz, 2 schnell herbeigeeilte Prüfer hielten dann das Heck nicht ohne einige nette Bemerkungen fallen zu lassen "Kaufen Sie sich halt nichts, was sie nicht beherrschen" - "Wohl Anfänger, was? Na, das müssen Sie aber noch lernen" Wie gesagt, heute ist man marginal freundlicher geworden.

Als man dann mit vereinter Kraft das Hinterrad aus den Rollen befreit hatte, kam das Kommando "Fahren Sie mal raus, sie können sich dann die Papiere an der Kasse abholen". Ich froh, endlich fertig zu sein, klappe den Kickstarter und Seitenständer raus. Ein Kick und BLUMM- POTT - … Na ja, nochmal denn. Dann noch ein zweites, drittes, viertes Mal. Nix!

Kommt Prüfer "Na, dann fahren Sie schon... " Nee, hier gefällt es mir so gut, hier will ich bleiben. Arschloch, was glaubst du, was ich hier mache? Bockspringen? Also die netten 200 Kilo Bleiguss zur Kasse geschoben, Papiere zusammengeknüllt in die Tasche gestopft, dann 3 Meter weiter und wieder gekickt. Nach 5 weiteren Versuchen Helm wieder ab. Dann Handschuhe, Jacke. Immer noch nichts. Mit Choke, ohne, mit Fluchen in 4 bekannten Sprachen und in einigen, die ich noch nicht kannte. Hinten standen schon wieder einige TÜV'ler und riefen ihre Kollegen herbei. Dann fingen die Hintermänner an zu hupen.

Ich dankte dem Herrn für das Verbot, Waffen am Motorrad anzubringen, ich hätte auf der Stelle ein Massaker angerichtet. Also Maschine an die Straße geschoben und weiter mit Anschieben versucht. Habt Ihr schon mal versucht, eine hohe, voll getankte Enduro anzuschieben? Im August? Bei gefühlten 50 Grad im Schatten? Auf einer dicht befahrenen Straße?

Lasst es!

Im nächsten Dorf angekommen, Freund angerufen zwecks Abholung des Haufens Altmetalls. Hätte ich ein Feuerzeug gehabt, ich hätte das Teil auf der Stelle verbrannt. 2 Stunden später kam der Freund mit den Hänger. Bock drauf, nach Hause und Fehlersuche. "Na, dann kick doch mal" – und das verdammte Ding sprang ohne Mucken sofort an. Und wieder fand ich kein Feuerzeug!

Zum Teil war der lauwarme Motor schuld, warm oder kalt war kein Problem, aber Anlassen nach 15 Minuten ging nicht. Unabhängig davon hat sie es dann noch viele Male gemacht, bis ich von einem alten Hasen den Tip bekam, Endurostiefel anzuziehen. Das wars. Wie sich herausstellte, biegt der Fuß sich mit einem normalen Stiefel gerade so weit durch, dass der Motor ganz knapp angeht oder nicht. Die Endurosohlen sind härter und damit gehts. Einfach wenn man es weiß, super wenn man dann großmäulige 120 Kilo-Männer beim Versuch zuschaut, den Bock anzukicken.

Was, Deine Geschichte würde hier gut reinpassen??!! Ja, warum schickst Du sie mir denn nicht?
Ich garantiere Dir, so viel wie möglich über Dich herzuziehen!

Email-Adresse  fjr@fjr-tourer.de