Ardennentour 2009

FJR-Tourer Deutschland präsentierten:
Ardennentour 2009
Organisation: Detlef Teichmann #1
Routenplanung: Detlef Teichmann
Routendaten Format Garmin CN2008NT und gpx unter  Routendaten Belgien

Viel früher als erwartet laufe ich mit Annemarie am Freitag gegen 14:45 Uhr am Treffpunkt in Blankenheim ein. Einen der vorderen Plätze für die früheste Anreise kann ich mir aber abschminken, denn es tummeln sich dort schon eine Menge Teilnehmer. Einer herzlichen Begrüßung alter Bekannter folgt das Eintreffen der anderen Mitfahrer. Nachdem alle Sprit für mindestens 220 km gebunkert haben (nach dieser Wegstrecke wollen wir am Samstag in Luxemburg günstig nachtanken), wechselt die Meute zum Aufstellplatz in eine Seitenstraße, in der wir mehr Platz haben und weniger stören.

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Nachdem alle Fahrer das detailierte Programm für die Tour erhalten haben, startet Manfred mit der ersten Gruppe kurz nach 16:00 Uhr Richtung Wallendorf, es folgen meine Wenigkeit, Herbert und Reinhold. Da einige direkt zum Tourhotel kommen wollen, ist Lucien heute von seinen Guidepflichten befreit; die Mitfahrer haben wir auf die anderen Gruppen verteilt.

142 km gilt es heute in 2 Etappen in stetigem Wechsel über die Grenzen von Deutschland, Belgien und Luxemburg zu bewältigen. Wir fahren durch den Naturpark Nordeifel in der Schneifel (Schnee-Eifel) und begegnen hierbei immer wieder der Our. Am Dreiländereck mit dem Europadenkmal legen wir schließlich eine Verschnaufpause ein. Hier wundern sich alle erstmalig, wie wenig Autos wir begegnet sind – den einzig nennenswerten Verkehr haben unsere heute 4 Gruppen erzeugt.

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Alsbald fahren wir wieder los. Erneut geht es über kleine und kleinste Straßen, die trotzdem oft in erstaunlich gutem Zustand sind – oft, leider nicht immer. Hin und her über die Our geht es in einem fort. In meiner Gruppe biete ich »Freies Fahren« an, eine Variante, bei der auf definierten Streckenabschnitten die Fahrer den Tourguide, wenn sie denn wollen, überholen dürfen, um die ausgesuchten Kurvenstrecken mit der für sie optimalen Geschwindigkeit fahren zu können.

Nachdem wir wirklich alle Kurven, die beim zur Verfügung stehenden Zeitfenster möglich waren, gefahren sind, nachdem wir die unvergleichliche Schönheit des Ourtals ausgiebig genossen haben, erreichen wir wie geplant gegen 18:30 Uhr Wallendorf, checken ein und treffen uns, nachdem wir uns frischgemacht haben, auf der großen Hotelterrasse, um den Pegel unseres Flüssigkeithaushalts mit ausgesuchten Kaltgetränken wieder über »Minimum« zu bringen. Nach einem leckeren Abendessen lassen wir den Abend bei angeregten Gesprächen und vielen Lachern ausklingen, denn am Samstag heißt es schon um 7:30 Uhr »Frühstück!«.

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Nachdem sich alle das Frühstück haben munden lassen, fährt wieder Manfred pünktlich als erster los – schließlich wollen wir heute 367 km genießen. Fünf Minuten später stehe ich mit meiner Gruppe abfahrbereit da, der Motor läuft, Annemarie hat es sich hinter mir kommod gemacht, da sagt mir mein kleiner Mann im Ohr, dass irgendetwas anders ist als sonst. Nach 5 Sekunden gedanklichem Check fällt auf, dass das Häkchen am Punkt »Sehhilfe« fehlt. Also Motor aus, Sozia runter, Handschuhe aus, zum Frühstücksraum gesprintet – da liegt das gute Stück ja. Nun wieder raus, Brille auf, Handschuhe an, Sozia aufsteigen, Motor an – endlich kann es losgehen! Ca. 8,5 Stunden später wird es noch eine Fehlleistung des Chronisten geben, doch davon zu gegebener Zeit.

Bis Erpeldange lassen wir es eher gemächlich angehen, dann können wir spätestens ab Bourscheid eventuell vorhandene »Angststreifen« an den Flanken unserer Reifen dezimieren. Schließlich erreichen wir nach Passage einer Nebelwand am oberen Teil des »Lac de la Haute Sûre« Martelange. Hier füllen wir unsere FJRs bis zum Rand mit dem günstigen Luxemburger Super und machen direkt die erste kurze Pause.

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Bei der Streckenplanung ist meine höchste Präferenz die weitgehende Vermeidung von Ortsdurchfahrten, soweit das in unserem doch recht dicht besiedelten Westeuropa überhaupt möglich ist; erst danach achte ich auf möglichst kurvenreiche Strecken auf Straßen niederer Ordnung. Und so werden wir bis zur Mittagsstation in Rochehaut nur wenige Autos zu Gesicht bekommen. Einzige Ausnahme hiervon ist Bouillon, aber an dessen Flair kann und sollte man nicht so einfach vorbeifahren. Ansonsten: endlose Straßen, Kurven ohne Ende, ein paar kleine Ortschaften, viel Wald, weite Ausblicke, flüssiges Fahren. Schon um 11:30 Uhr erreichen wir Rochehaut, um dort unser Mittagessen bei einem herrlichen Ausblick auf die Semoisschleife zu genießen.

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Gesättigt folgen wir jetzt einige Kilometer der Semois, ehe wir bei Membre den Wendepunkt unserer Tour erreichen. Jetzt folgt ein Kurvenparcour so richtig zum Herbrennen, konsequenterweise in meiner Gruppe wieder im »Freien Fahren». Weil es so schön war, wiederholen wir dieses einige Kilometer später noch einmal, diesesmal allerdings bei etwas größeren Kurvenradien. Schließlich erreichen wir unseren Zwischenstopp bei Mirwart, ein malerisch gelegener Treffpunkt mit Bachläufen und einem See mitten im Wald.

Nachdem wir etwas relaxed haben, vertrauen wir uns wieder den Ardennen an. Kilometer um Kilometer spulen wir ab, in stetem Wechsel zwischen Kurven in den unterschiedlichsten Ausprägungen und etwas erholsameren Abschnitten, die man aber keinesfalls als »Gerade« bezeichnen kann. Kurz vor unserer Kaffeestation vor Houffalize muss ich meine Mitstreiter geradezu ausbremsen, so sehr sind sie im Kurvenrausch gefangen – da stören noch nicht einmal die Längsrillen im Asphalt; wenn man sich einmal an das etwas schwammige Fahrgefühl gewöhnt hat, kann man die gleichen Schräglagen fahren wie auf glatterem Belag. Nachdem wir also unsere Moppeds abgestellt haben, werden wir mit extra für uns eingekauftem Kuchen beglückt, natürlich nebst Kalt- und Heißgetränken.

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Jetzt geht es an den letzten Abschnitt, der anfangs eher etwas entspannteres Fahren ermöglicht. Wir überqueren die Grenze nach Luxemburg und kurz vor Wiltz verwöhnt uns ein weit, aber nicht zu weit geschwungener Straßenverlauf mit hohen, aber noch erlaubten Geschwindigkeiten. Hier passiert es: Ich überhole ein Auto, die beiden Folgenden ebenfalls, der Rest der Gruppe kann aber nicht gefahrlos überholen. Leider bemerke ich dies nicht rechtzeitig, die Verfolger lassen sich völlig korrekt zurückfallen – und ich biege ab. In diesem Augenblick bemerke ich mein Versäumnis, schaue in den Rückspiegel und sehe den Rest der Gruppe geradeaus weiterfahren. Also sofort gewendet und an den Punkt zurückgefahren, an dem wir uns zum letzten Mal gesehen haben und dort gewartet. Keiner kommt zurück. Also Annemarie als Aufpasser zurücklassen und Gruppe gesucht. Aber wie zu erwarten, finden wir uns nicht mehr.

Also fahren wir alleine zum Hotel zurück. Zum Glück nimmt die Gruppe schließlich fast genau die geplante Strecke und kann sich so noch die geniale Kurvenorgie von Wiltz nach Holsthum gönnen, danach heißt es, so langsam auszuschwingen. Natürlich muss sich der Chronist am Abend kräftig hochnehmen lassen, aber das hat er (sich) redlich verdient. Nach dem wiederum sehr guten Abendessen setzen wir uns in einem großen Kreis auf die Terrasse und erzählen bis spät in die Nacht von den vielen Kurven, die wir an diesem Tag gefahren sind. Obwohl, es fällt schon auf, dass mancher früher als bei anderen Touren auf sein Zimmer verschwindet – 367 km auf kurvigem, wenn auch nicht zu kleinem, Geläuf in doch recht hoher Durchschnittsgeschwindigkeit fordern doch ihren Tribut.

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Am Sonntagmorgen frühstücken wir erst um 8:00 Uhr, checken aus und fahren mit leicht dezimierten Gruppen unsere letzte Tour; einige ziehen es (leider) doch vor, schon jetzt auf direktem Wege nach Hause zu fahren. Damit verpassen sie aber die Fahrt durch das wildromantische Müllertal, sicherlich der Höhepunkt unserer ersten heutigen Etappe. Nach der Pause müssen wir leider ein Gebiet mit etwas dichter aufeinander folgenden Orten und teilweise doch sehr schlechten Straßen durchfahren. Kurz vor der Mittagspause können wir es zwischen Eisenschmitt und Deudesfeld noch mal so richtig krachen lassen, ehe wir dann in Weidenbach unsere Mittagsstation erreichen. Hier kann man in Autobahnnähe aus der Tour aussteigen, vor allem, wenn die Heimat in eher südlichen Gefilden zu finden ist.

Nach gutem und reichlichem Essen fahren fast alle aber noch mit nach Blankenheim, dem offiziellen Tourende. Für diese Entscheidung werden sie reichlich entlohnt, folgen doch jetzt kurz hintereinander drei Abschnitte mit Kurven, Kurven, Kurven, in meiner Gruppe wieder als »Freies-Fahren«. Alles geht einmal zu Ende, so auch diese Tour. In Blankenheim angekommen, halten wir noch einmal kurz, um uns herzlich voneinander zu verabschieden. Einige haben jetzt noch einen wirklich weiten Heimweg vor sich; so verwundert es auch niemand, dass man jetzt auch nach Hause will.

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Da der Chronist auch der Organisator der Tour ist, fällt es nicht leicht, ein annähernd objektives Fazit zu ziehen. Die persönlichen Dankesworte der Teilnehmer und die Reaktionen im Forum lassen jedoch vermuten, dass die Ardennentour 2009 in guter Erinnerung bleiben wird. Das Zitat eines Viel-Mitfahrers »Das war mein persönliches Saisonhighlight« kann aber sicherlich als Beleg gesehen werden.

Es bleibt der aufrichtige Dank an meine Tourguides Herbert, Lucien, Manfred und Reinhold, die ihren »Job« mit Herzblut versehen haben, die Tour mindestens einmal, teilweise aber auch mehrfach vorher gefahren sind und mir immer wieder wertvolle Hinweise für kleine Verbesserungen gegeben haben. Und ein spezielles Dankeschön an Lucien, der für den »Plan B: Regen« mehrere Ziele ausgesucht hatte, die man mit dem Bus hätte erreichen können. Er wusste wirklich alles hierzu – Öffnungszeiten, Preise, Busfahrpläne, Sammeltickets usw. Und wir hatten zwei unterschiedlich abgekürzte Regentouren auf unseren Navis. Zu unser aller Glück war aber die darin investierte Arbeit gänzlich vergebens!


Text:
Bilder:
© 2009   Detlef Teichmann
© 2009   Manfred Schnorfeil