Bericht: Vortour am 26.08.2006 zur Hunsrücktour 2006

Kurven, bis der Arzt kommt …

Wie immer war Detlef natürlich nicht in der Lage, mal was ausschließlich für die  BFR  (BikerFreunde Rath) zu machen. Im Rahmen der Vorbereitungen für eine Tour seiner FJR-Tourer bot er hinterhältig seine Vortour als Tour der  BFR an. So günstig kommt man sonst natürlich nicht an willige Versuchskaninchen!

FotoGerade hatte der Nachtwächter seine letzte Runde durch das noch schlaftrunkene Bedburg-Rath gezogen, als das turbinengleiche Geräusch einer FJR und das zweizylindrige Boxen eines Schnabeltiers die braven Bürger aus dem Schlaf schrecken ließ. Schnell verließen die selbsternannten Tourguides Detlef & Annemarie mit Hans im Schlepptau Rath mit seinen sich verwundert die Augen reibenden Bürgern. An der Aral-Tanke in Niederaußem harrten schon die weiteren Opferlämmer Axel S. und Wilfried der Dinge, die ihnen da vollmundig versprochen worden waren.

Um 8:25 Uhr lief das Bikequartett im BAB-Parkplatz »Am Blauen Stein« kurz hinter Weilerswist ein, um dort Detlefs Kumpel Joachim, genannt Achim, genannt Jochen, genannt Lukas und die Kumpeline Rosi aufzulesen. Um halb neun scherte das Sextett auf die rechte Spur der A61 ein, um mit ziemlich vorschriftsgemäßen Geschwindigkeiten den eigentlichen Startpunkt der Hunsrück-Tour, Buchholz bei Boppard, anzusteuern. Dort angekommen, wurden die Bikes randvoll befüllt, einige Brote wurden von Topcase und Tankrucksack in den Magen umgebettet und pünktlich um 9:30 Uhr begann wie geplant das Abenteuer Hunsrück.

FotoWer gedacht hatte, Detlef gönnte seinen Verfolgern eine Warmfahrphase, sah sich gründlich getäuscht. Kaum hundert Meter nach der Tankstelle stürzte sich die Truppe in wilden Serpentinen hinunter in das Rheintal nach Boppard, nur um sich 200 Meter weiter wieder den Berg nach Pfaffenheck (südliches Ortsende) hochzuschrauben. Kaum dort angekommen, ging es hinab ins Moseltal nach Alken, nur um 500 Meter weiter wieder nach Pfaffenheck (nördliches Ortsende) hochzukurven. Von dort nun stieß die Truppe nach Waldesch vor, ließ sich wieder ins Moseltal nach Dieblich fallen, um nach wenigen erholsamen Kilometern auf der Uferstraße über ein winziges Insidersträßchen bergaufwärts den Weg nach Rhens zu suchen. Kurz vor Erreichen des Ortes hielt der Guide seine Maschine auf dem Parkplatz am Denkmal »Königsstuhl« an.

Nach dem Genuss einiger Butterramme, Getränke, Zigaretten und Aussichten setzte sich der Express wieder in Bewegung, durchfuhr Rhens und gab durch ein geschicktes Manöver 6 Polizeimotorrädern, die sich hinter der vorschriftsmäßig fahrenden Gruppe langweilten, die unvermutete Chance zum Überholen. Danach war die Bahn frei, um sich bis Bacherach sage und schreibe 11 Mal den Berg hinauf und wieder hinunter ins Rheintal zu winden. Gegen 12:10 Uhr waren alle Mitfahrer froh, das an einer Applauskurve gelegene »Haus Schönblick« zu erreichen. Von hier aus hat man einen grandiosen Blick durch das sich zum Rhein und Bacherach öffnende Tal.

FotoNachdem das Schmölzje auf der Sonnenterrasse in schöner Eintracht siebenmal das »Bikermenü« (3-Gang-Menü, 0,4l Apfelschorle und Kaffee zum Preis von 9 €) des Hauses geordert hatte, ließ der Himmel einige Tropfen fallen, so dass man lieber ins Innere des Restaurants umzog. Als die Truppe nach anderthalb Stunden reichlich und gut gesättigt wieder losfuhr, waren die Straßen schon fast abgetrocknet; so konnte man wieder bedenkenlos von den Schräglagen kosten. Allerdings versuchte Guide Detlef seine Versuchskaninchen nun doch etwas einzuschläfern, waren die Kurvenradien doch nicht mehr ganz so eng und ab und an fuhr man sogar mal einige Meter schnurgeradeaus.

Gerade als die Mitfahrer sich fragten, ob der Guide sein Pulver schon verschossen habe, zog der den Gashahn wieder ordentlich auf. Nach einer schwindlig machenden Abfahrt nach Treis-Karden und der anschließenden etwas moderateren Auffahrt nach Valwiger Berg ging es nun über ein kleines an den Berg geklebtes Sträßchen in wilden Zuckungen hinunter nach Valwig. Bei dieser Abfahrt wurden die wild schnaubenden Pferde allerdings im Zaum gehalten, wollten doch alle die herrliche Aussicht ins Moseltal genießen.

FotoNach einer halben Stunde des Relaxens an der Moselpromenade nahm das Sextett die vermeintlich letzte Teiletappe der Tour in Angriff. Über die endlosen, nicht zu engen Kehren von Bruttig-Fankel hinauf nach Mittelstrimmig, stießen die Kurvenräuber wieder hinab ins Moseltal bei Zell, ließen sich wenige Kilometer auf der langweiligen Bundesstraße moselabwärts treiben, um dann bei Alf erstmals die linksseitigen Moselberge zu erklimmen. Kurz vor Bad Bertrich bog man rechts ab nach Beuren, nicht ohne einem Möchtegern-Rossi gezeigt zu haben, wie man als Bedburg-Rather oder Kölner die Kurven nimmt. Nach einer der schönsten Abfahrten ins Moseltal mit Blick auf Moselschleife, Erdiger-Eller und den steilsten Weinberg Deutschlands erreichte man das Stammlokal der FJR-Tourer Mosel/Eifel/Hunsrück »Zum Calmont« und damit das Ende der »offiziellen« Tour. Völlig überraschend wurde die Gruppe hier von Eberhard und Vera empfangen. Eberhard hat 80% der Streckenführung ausgearbeitet und ist natürlich auch Tourguide bei der Haupttour.

FotoAuch hier vertrieb der Regen die Gruppe von der Terrasse mit unverbautem Moselblick ins Innere des Lokals. Als Trost ließ man sich Kaffee, Cappuccino und die vorzügliche Eierlikörtorte munden, obwohl, wer Detlef kennt, weiß, dass es keines Anlasses bedarf, um ihn zum Schlemmen zu verführen. Nach munteren Gesprächen verabschiedeten sich die 7 Getreuen von Vera und Eberhard, nicht ohne vorher ihre Absicht kundgetan zu haben, statt Autobahn doch lieber noch rund 100 km über von Detlef ausgesuchte Landstraßen zu schwingen. Inzwischen hatte der Regen fast aufgehört, und nach einigen Kilometern erreichte man bei Cochem wieder trockene Straßen. Hier nun hieß es Abschied nehmen von der Mosel. Die Hauptrichtung ging nun eindeutig nach Norden, immer der Heimat entgegen. Natürlich vergaß man keiner Kurve die Referenz zu erweisen, die halbwegs auf der Strecke lag. So ließen die Fahrer ihre Maschinen durch die Serpentinen bei Monreal, Luxem und Virneburg tanzen, um schließlich nach Passieren von Weibern und Kempenich zwischen Cassel und Heckenbach ein Tal wie aus einer anderen Welt zu durcheilen.

FotoJetzt machten sich allerdings bei den meisten doch die ersten Ermüdungserscheinungen bemerkbar, kein Wunder bei den respektablen Geschwindigkeiten, die vor allem in den Kurven gefahren wurden und die trotzdem fast nie über den erlaubten Werten lagen. So ließen unsere Adrenalinjunkies die letzten Kilometer bis Bad Neuenahr/Ahrweiler etwas ruhiger angehen. Nach einem letzten Tankstopp fuhren Rosi und Jochen Richtung Köln, während die BikerFreunde im Formationsflug über die A61 gen Heimat düsten.

Und hier nun auf den letzten Kilometern wurden Menschen und Maschinen von den angesagten 50% Niederschlagswahrscheinlichkeit zu 100% erwischt. So kamen alle nass, aber glücklich, zufrieden und geschafft nach 380 km Landstraße und 200 km Autobahn kurz vor 20:00 Uhr zu Hause an. Wahrscheinlich wird der eine oder andere noch des Nachts im Traum die schönsten Teilstücke der Strecke in Glückshormone ausstoßender Schräglage nachgefahren sein …

Tourteilnehmer waren (in alphabetical order):

Hans Commander, Wilfried Esser, Axel Stein, Detlef & Annemarie Teichmann und als Gäste Jochen »Lukas« Müller und Rosi Schiedeck


Text
Bilder
Kommentare
© 2006   Detlef Teichmann
© 2006   Axel Stein, Detlef Teichmann
© 2006   Detlef Teichmann