FJR1300(A/AS): Umbauten

Luftfiltermodifikation zur Vermeidung des KFR von Nr. 199
Thomas Dirr

Habt Ihr Euch mal Eure Luftfilter nach ca. 5.000 km von innen angesehen?
Es ist deutlich zu erkennen, dass nur die Hälfte grau geworden ist. Die andere Hälfte ist noch jungfräulich weiß.

Dies liegt an dem ovalen Rohr, das in den Luftfilter hineinragt und wohl eine Strömung generiert, bei der die vordere Hälfte des Filters in einem toten Winkel liegt. Wenn der Filter nun nur auf der Hälfte seiner berechneten Fläche arbeitet, dann ist erstens sowieso der Luftwiderstand, den er generiert, zu hoch (durch 2 Zigaretten atmet es sich leichter als durch eine), und zweitens macht er viel schneller zu, weil bei konstantem Luftstrom und halber Fläche die Luft doppelt so schnell durchrauschen muss – und eben dabei die Staubpartikel schneller und weiter in die Tiefe des Vlieses hineinschießt. Puh – so viel zur Theorie!

Probiert einfach mal ’nen neuen Luftfilter, wenn’s ruckelt – sind ja nur 35,– €. Mein KFR (speziell das beim Anfahren und Durchfahren von engen Kehren – sehr lästig) ist mit einem neuen Luftfilter erst einmal weg. Aber: ich höre vielleicht das Gras wachsen (bzw. ruckeln), aber ich bilde mir ein, dass das Ruckeln ca. 2.000 km nach Wechseln des Luftfilter schon wieder losgeht. Bei 7.000 km ist dann bei mir Schluss.

Ich habe zu dem Thema in dieser Saison (2004) jetzt schon ein wenig rumexperimentiert:
Aufzählung1 Absägen des Ansaugrohres reduziert zwar das KFR – aber das Drehmoment im unteren Bereich geht flöten (mir hat einer was von einer Resonanz-Säule erzählt, die sich im Luftfilterkasten ausbilden muss … und das bei abgesägtem Rohr nicht schafft?).
Aufzählung2 Ich habe jetzt ca. 700 Löcher mit Durchmesser 2mm in dieses Rohr (ich glaube, es nennt sich Ansaug-Geräusch-Dämpfer) hineingeschossen. Subjektiver Eindruck: »weicher« Gaswechsel. Kein KFR – und Drehmoment im unteren Drehzahlbereich.
Aufzählung3 ich habe das noch auf einem Leistungsprüfstand ein bisschen genauer untersucht. Leistungsmäßig tut sich nicht so arg viel. 7 Messungen liegen zwischen 142 und 147 PS. Aber mit den vielen Löchern geht das Beschleunigen (auf dem Prüfstand) im 5ten Gang von 1.500 rpm auf 9.500 rpm ca. 1 Sekunde schneller. Weiterhin habe ich sie mal bei Vollast auf dem Prüfstand mit Kakaopulver gefüttert (schadet ihr nicht, sondern nur dem jeweiligen Luftfilter und der war eh schon am ruckeln). Mit dem originalen Rohr war innen nur die Hälfte schwarz. Mit den 700 Löchern war (fast) der gesamte Filter innen gleichmäßig geschwärzt. Mein Ziel, den Filter über die gesamte Fläche zu nutzen, wird damit also wohl erreicht.
Aufzählung4 Darüber hinaus habe ich mir – während sie grad neue Ventilsitze bekommt – einen eigenen Luftfilter gebaut. Dieser besteht aus einem Filtermaterial, welches eine höhere Luftdurchlässigkeit hat und trotzdem stärker abscheidet, als das Original (ja, das ist ein Widerspruch, aber es gibt so etwas). Ich will keinen K&N, weil diese Dinger nichts als bessere Fliegengitter sind. Im Laufe der Zeit rüttelt sich da jeder Staub durch. Daher auch die Garantie von K&N auf 1 Million km (oder so).

Die Punkte 2 und 4 habe ich jetzt noch nicht auf Dauer getestet (da müssen schon ein paar Tausend km zusammenkommen und das schaffe ich in dieser Saison nicht mehr). Aber ich bin eigentlich guter Dinge.

 
Zu den Bildern:
 
Hierzu wurde durch ein Teesieb am Ansaugrohr bei Vollast (und damit voller Saugkraft) mit einem Teelöffel der Teststaub hindurch gerührt. Dieser wurde sofort angesaugt und hat sich dann innen am Luftfilter abgelagert.

Hier sieht man die Ablagerungen eben ganz stark auf die eine Hälfte des Filters konzentriert. Damit ist im Prinzip nur noch einmal das sichtbar gemacht, was wir spätestens nach 5.000 km sowieso in unseren Luftfiltern sehen.
 
Hier sieht man, dass sich der Staub wesentlich gleichmäßiger über die Filterfläche verteilt. Ich hab das noch nicht in der Praxis testen können, aber ich bin überzeugt davon, daß dies die Lebensdauer des Luftfilters deutlich verlängert, und auch den Spritverbrauch senkt.
 

Dies ist das Rätsels Lösung. Ich habe Löcher im Abstand von 4mm mit einem Durchmesser von 2mm in dieses Ansaugrohr gebohrt. Dadurch wird durch die Löcher hindurch auch Luft vom Filterelement angesaugt. Aber es ist noch genügend Rohr übrig, um die Resonanzsäule entstehen zu lassen.
Ein kleiner Trick dazu. Im Corel Draw o.ä. durch Kopieren eine Fläche von Punkten mit 4mm Mittelpunktabstand und einem Durchmesser von 2mm erzeugen. Das Ganze auf ein selbstklebendes Papier ausdrucken. Den benötigten Streifen ausschneiden und auf das Rohr aufkleben. Jetzt könnt Ihr easy die Punkte rausbohren. Dies kann jeder von Euch selbst machen.
Das Risiko (in Richtung TÜV, Garantie, Verkehrskontrolle etc.) beträgt:
15,53 € für das Plastikteil (YAMAHA-Best. Nr. 5JW-14412-00-00)
1,54 € für die Dichtung (YAMAHA-Best. Nr. 5JW-14452-00-00) – man kann auch die alte Dichtung rauspopeln.
 
Der Test auf dem Prüfstand hat ergeben, dass ohne den 90°-Umlenkschnüdel für die Ansaugluft die gute FJR noch besser beschleunigte. Die ohne Zweifel notwendige Umlenkung wird durch die Plastikabdeckung erzeugt. Daher habe ich den Schnüdel abgeschraubt und den kompletten Flansch weggefummelt. (ja, ja, sieht nicht so schön aus)
Danach habe ich eine dünne Schicht Silikon (Bad und WC) aufgetragen und das Ganze dann schwarz überlackiert. Das Silikon soll der Plastikabdeckung eine gute Dichtfläche bieten. Sieht zwar irgendwie wüst aus, dichtet aber ganz gut ab.
 

Mit dieser Plastikabdeckung wird nun die 90° Luftumlenkung erreicht. Auf dem Prüfstand ging das auch ohne den Ausschnitt sehr gut. Ich erwarte aber durch den Fahrtwind Unterdruckeffekte und möchte der guten FJR durch das kleine Fenster eine zusätzliche Luftquelle anbieten. Gegen Zigarettenstummel oder ähnliches habe ich von hinten ein kleines Stück Fliegengitter mit Gewebeband darüber geklebt. Ihr könnt ja erst einmal probieren, wie es ohne Ausschnitt funktioniert.
Das Risiko beträgt:
30,22 € für das Plastikteil (YAMAHA-Best. Nr. 5JW-2163A-00-00)
1,83 € für das Schaumgummi (YAMAHA-Best. Nr. 5JW-21639-00-00)
 
Beim nächsten Teil würde ich nur ein Fenster in das Schaumgummi schneiden und es nicht erst absäbeln und dann wieder anstückeln.
 

Um der Plastikabdeckung eine gute Dichteigenschaft mitzugeben, habe ich ihr ein selbstklebendes Schaumgummi über die Kante geklebt (gibt es beispielsweise im Baumarkt in der Glasabteilung statt Fenster-Kitt). Es sollte aber auch Tesamoll etc. funktionieren.
 
Dies ist der Luftfilter, den ich mir gebaut habe. Laßt mich den erst selbst einmal testen. Wenn er gut ist, dann könnte man mal versuchen, ihn richtig produzieren zu lassen. Momentan baue ich von Hand daran ca. 6 Stunden. Das Filtermaterial selbst wird auch von Schumi, Kimi etc. verwendet. Es filtert im Vergleich zum Yamaha-Zeugs ca. 20% besser, hat ca. 30% weniger Filterwiderstand und eine fast dreimal so lange Standzeit, bis es zu macht.
 

 

ca. 6000 km später:

Der Luftumbau scheint sich gut zu bewähren. Ich habe praktisch kein Konstantfahr-Ruckeln mehr. Auf 6000 km hatte ich früher schon fast zwei originale Filter gewechselt.

Ich musste allerdings das Gemisch etwas anfetten. Dies habe ich über die Displaysteuerung gemacht und meine Werte einfach um 20 erhöht. (Absolutwerte gibt es nicht, weil die Düsen nicht ausgelitert sind). Jetzt geht sie beim Anfahren an der Ampel nicht mehr aus. Einen Mehrverbrauch kann ich nicht wirklich feststellen. Eventuell 0,3l / 100 km mehr. Aber da bin ich mir nicht sicher.

Bleibt noch zu erwähnen, dass ich mit dem Eigenbau-Luftfilter unterwegs bin, der eine höhere Luftdurchlässigkeit (bei gleichzeitig höherer Abscheideleistung) aufweist.
Wenn es denn sein sollte, könnte ich das Filtervlies selbst einigermaßen günstig besorgen. Allerdings brauche ich zum Bauen eines Filters in Handarbeit ca. 6h Arbeit. Wenn es also Interessenten zum Selberbauen gäbe, könnte ich da noch eine Bauanleitung rüberwachsen lassen.

Wenn mit dem Normal-Luftfilter gefahren wird, dann glaube ich, daß eventuell die Gemischanfettung nicht nötig sein würde.

Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung:
Briefsymbol  fjr@fjr-tourer.de

 
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